Saturday, June 14, 2008
Mit Worten kämpfen
-Mörfelden-Walldorf Korash Atahan holt die bekannteste Dissidentin Chinas in die Stadthalle
VON MADELEINE RECKMANN
Korash Atahan sagt, sein uigurisches Volk sei den Deutschen sehr ähnlich. Dass die Menschen hier nicht so gesprächig seien, nicht so viel lachen und tanzen würden, aber ehrlich seien, sei ihm nicht fremd.
Die Uiguren liebten ohnehin Deutschland - und er als Philologe besonders.Die deutschen Denker wie Kant, Hegel und Marx kennt der anerkannte Asylbewerber natürlich gut, arbeitete er doch in seinem zu China gehörenden Heimatland bis zu seiner Ausreise 2002 als Lehrer und Lektor im Volksverlag.
Zudem verehrt er Thomas Mann, Heinrich Heine, Goethe, Schiller und Martin Luther und hat selbst ein Werk über Franz Kafka und den literarischen Modernismus geschrieben.
Osttürkistanische Union
Und dann die Demokratie. Er habe unbedingt in einer Demokratie leben wollen, damit seine zahlreichen Kurzgeschichten nicht zensiert werden. Und damit er die Welt besser auf das Unrecht aufmerksam machen kann, das seinem Volk unter den Chinesen widerfährt. Deshalb hat der 43-Jährige, der seit 2005 in Mörfelden-Walldorf lebt, vor einem Jahr in Groß-Gerau die Osttürkistanische Union gegründet.Der Informationsabend am Samstag, 21. Juni, in der Walldorfer Stadthalle ist der erste große öffentliche Auftritt, den Korash Atahan in ihrem Namen organisiert.
Die Geschäftsfrau und Menschenrechtsverteidigerin Rebiya Kadeer wird dort über das Leben in Osttürkistan, über China und die Menschenrechtsverletzungen des chinesischen Staates gegen die Uiguren berichten.Rebiya Kadeer hat kürzlich das Buch "Die Himmelsstürmerin" in der Verlagsgruppe Randdom House Bertelsmann herausgebracht und zählt zu den bekanntesten Dissidenten Chinas.
Auf Druck von Amnesty International wurde sie 2005 aus der chinesischen Gefangenschaft entlassen. Sie war wegen einer nicht genehmigten Rede 1999 zu acht Jahren Haft verurteilt worden.Korash Atahan artikuliert die Worte sorgsam, um sich in der fremden Sprache verständlich zu machen. Er lebt seit 2002 in Deutschland.Manchmal spricht er noch stockend, sucht aber hochkonzentriert den richtigen Begriff. Geheimdienst ist so ein Wort, Hinrichtung, Unterdrückung.
"Ganz Uigurien ist ein Gefängnis", sagt er. Die Kommunistische Partei, die Polizei, der Geheimdienst Chinas unterdrückten die Menschen in Uigurien wie in Tibet. "Schlimmer als in Tibet", sagt er und zeigt seine Narben auf Stirn und Knie, Erinnerungen an die Verletzungen, die ihm Polizeischergen zufügten.2005 konnten die Frau und die beiden Töchter ebenfalls aus China nach Mörfelden-Walldorf ausreisen. Korash Atahan arbeitete zeitweise in einem Sicherheitsdienst in Zeppelinheim und Walldorf.
*Uigurien~ Uigurien ist der deutsche Name für Xinjiang, ein autonomes Gebiet im Nord-Westen der Volksrepublik China. Seit 1949 ist Uigurien von China besetzt. Es ist überwiegend von moslemischen Turkvölkern bewohnt.
*Die Dissidentin Rebiya Kadeer aus Uigurien kommt am Samstag, 21. Juni, um 18.30 Uhr in die Walldorfer Stadthalle, Waldstraße 100. Sie wird von der Unterdrückung ihres Volkes durch die Chinesen berichten. Kadeer, die im amerikanischen Exil lebt, besucht Europa, um anlässlich der Olympiade in China auf die Menschenrechtsverletzungen aufmerksam zu machen.
Von: http://fr-aktuell.de/frankfurt_und_hessen/nachrichten/kreis_gross_gerau/?em_cnt=1348796&sid=4ea8cfda95e6cb30cb5f79d129868ef4
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